Zum Aufbruch bereit – Gedanken zu einer missionarischen Kirche


Zum Aufbruch bereit – Gedanken zu einer missionarischen Kirche
„Wir sind weitmöglichst vom Gepäck befreit, ebenso von Zukunftsplänen. Sobald uns die Zeit das Zeichen zu neuen Einsätzen gibt, zu neuen Formen der Evangelisierung, können wir sofort aufbrechen … Nichts kettet uns an eine zeitliche Vergangenheit. Wir sind zu jedem Aufbruch bereit, weil Christus im heutigen Tempo mitgehen muss, um mitten unter den Menschen zu bleiben. Wir müssen dort beginnen, wo die Gesellschaft sich rücksichtslos wandelt; um uns im gleichen Rhythmus wie die menschlichen Entwicklungen zu entwickeln … unter den Bedingungen, dass wir für Gottes Liebe und für die Liebe zur Welt völlig verfügbar sind.“
Diese Worte stammen von Madeleine Delbrêl. Sie gilt als Pionierin des Glaubens in einer säkularen Welt, als Mystikerin der Straße oder als prophetische Gestalt der Konzilszeit. Ihre Gedanken offenbaren tiefe Einsichten in das Geheimnis Gottes, ausgedrückt in einer unkonventionellen geradezu neuen Sprache.
Sie hat vorgelebt, was es heißt, dort, wo man lebt, Gott im Alltag zur Sprache zu bringen. Sie ist einen überzeugenden Glaubensweg gegangen und konnte sich dabei auf ganz unterschiedliche Menschen und Lebensentwürfe einlassen. Mitten in der Welt im Einsatz für soziale Gerechtigkeit hat sie ihre christliche Berufung gelebt.
Es war ihr ein Anliegen „das Wachstum des göttlichen Lebens in den Erschütterungen und Tragödien der Welt“ zu erspähen, wie sie es selber ausdrückt. Sie lehrt uns, dass jedes noch so weltliche Ereignis zu einem Zeichen werden kann; und selbst, wenn es im Moment nicht entzifferbar ist, trägt es doch eine Bedeutung und verweist zuletzt auf den Schöpfer und Erlöser.
Christsein heißt für sie, das Leben Christi mit unserem Leben zu leben. Und dabei ein Original zu werden und keine Kopie. Fast 30 Jahre lebte sie zusammen mit ihren Weggefährtinnen in einer kommunistisch geprägten Vorstadt von Paris, inmitten einer sehr entkirchlichten Situation. Ihr pastoraler Ansatz war das einfache Dasein für die Menschen, um so Gottes Dasein in unserer Welt abzubilden. Madeleine Delbrêl fordert die Kirche in ihrem missionarischen Einsatz ein und sagt: „Eine Kirche, die nicht missioniert, demissioniert.“
In dem obenstehenden Zitat gibt uns Madeleine so etwas wie einen Fahrplan an die Hand, wie eine missionarische Kirche heute konkret aussehen könnte.
Etwa so:
- Frei von Gepäck und Zukunftsplänen wachsam sein für die Zeichen der Zeit.
- Nicht an die Vergangenheit gekettet sein.
- Mit Christus mitten unter den Menschen sein.
- In den Wandlungen der Gesellschaft mit der Frohen Botschaft anwesend sein
- Uns selbst weiterentwickeln
- Verfügbar sein für Gottes Liebe
Michael Bollig